Strip Naked – die Premierenkritik

Mit gleich zwei Premieren, Strip Naked Talk Naked und SunBengSitting eröffnete das brut am 6. November das Freischwimmer Festival in Wien, – heuer unter dem Thema intim. Gut besucht waren beide Vorstellungen und natürlich auch die Party danach.

Im Konzerthaus – Strip Naked Talk Naked

Foto: Gerhard F. Ludwig
Foto: Gerhard F. Ludwig

Strip Naked Talk Naked ist ein Reenactmant-Versuch der dänischen Blachman-Show – bei der Premiere präsentieren Iva Sveshtarova und Rose Beermann allerdings nur eine zaghafte Nacherzählung.

Blachman stellt in einer Fernsehshow nackte Frauenkörper aus – zwei Männer sitzen jeweils davor und kommentieren diesen, die nackten Frauen dürfen dazu nicht Stellung beziehen, sie bleiben stumm. Die Sendung hätte provozieren sollen, so Blachman, und Sexismus aufzeigen. Der Schuss ging jedoch nach hinten los: „Bei Dänen peept’s wohl“ titelte etwa die Süddeutsche und auch in anderen Medien, dänische wie internatonale, wurde die Show heftigst kritisiert. Ein hehres Ziel also das umstrittene Format auf die Theaterbühne zu transportieren und zu erwarten, dass glückt, was bei Blachman misslingt.

Die Transformation einer TV-Show, die Einblicke in Intimes durch Voyeuristisches und Exhibitionistisches gewährt, auch indem sie auf unmittelbares Publikum verzichtet in das Medium Theater(!) scheint auf den ersten Blick schwierig, – das Scheitern der freischwimmer-Produktion kann jedoch damit allein nicht schön geredet werden.

Die sehr (zu?) strukturierte Herangehensweise von Beerman und Sveshtarova ist im Stück deutlich erkennbar. In cirka zehn Szenen wurde die Show geteilt, durch einen Ortswechsel innerhalb der Bühne gekennzeichnet. Refrainartige Einlagen aus verschiedenen Genres (Ballet, Varietè und noch etwas) leiten immer wieder über und erinnern ein wenig an Werbeblocks, die im TV zwischengeschaltet werden. In Bühnenbild und Kostüm orientiert sich Beerman stark an der Vorlage, auch im Text wurden zumindest einige Aussagen wortwörtlich aus der Show übernommen.

Foto: Gerhard F. Ludwig
Foto: Gerhard F. Ludwig

Dramaturgisch sehr klar gibt es zwei Stränge, die sich konträr entwickeln: die Männer (wirklich lahm: Daniel Hinojo, Sebastian K. König), zuerst angezogen, über die Frauen (viel überzeugender: Iva Sveshtarova, Rose Beermann) redend, diese hingegen nackt, da, aber niemals präsent. Vorhersehbarerweise wendet sich das B(p)latt: die zunächst splitternackten Frauen rücken in den Vordergrund, werden eigenständiger, befreien sich, bekleiden sich, bis sie am Ende in Jeans und Turnschuhen auf der Bühne stehen und im wahrsten Sinn des Wortes aus der Rolle fallen. Die Männer hingegen entblößen sich immer mehr, zuerst verbal und sitzen schließlich nackt auf den Stühlen. Sie werden immer unsichtbarer, bis sie schließlich gar nicht mehr gebraucht werden.

Anstatt die Geschichte dann einfach so stehen zu lassen, treten die beiden Schauspielerinnen plötzlich aus ihrer Rolle und performen eine Art Making of – Probeszenen, dies ins Stück nicht geschafft haben, inklusive. Während sie erklären, was da auf der Bühne hätte passieren sollen, demontieren sich das Stück komplett, – ein schlechter Witz, den man erklärt wird einfach nicht besser…

Typische Männerposen, ein wenig Geplänkel, eine Handvoll humoristische Einlagen und synchrone Langeweile – was bei Blachman schon nicht funktioniert hat, bleibt auch hier auf der Strecke.

Anstatt den ZuseherInnen gehörig auf die Füße zu treten, tippt man sie an der kleinen Zehe und entschuldigt sich gleich hinterher. Das ist schade, das Thema hat durchaus Zeug zur Provokation: Sexismus ist Alltag, nicht nur in Dänemark. Die Botschaft hört man wohl, allein es fehlt der Glaube.

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