„So sieht es im blöden Russland aus“, „Hier schmeckt ein Huhn“,„Hier war Widerstand“ – lakonische Bildunterschriften wie diese kommentieren Fotos von Wehrmachtsoldaten aus dem Zweiten Weltkrieg. Zwischen den Zeilen steht oft Unsicherheit, Angst, Verzweiflung – mitunter auch Stolz und Euphorie: „Der erste tote Pole“, „So wirkt eine deutsche Bombe“. Die Fotos zeigen Schießübungen, Marschkolonnen, Soldaten-Alltag, aber auch Landschaften und Sehenswürdigkeiten der besetzten Länder. Zu sehen sind diese Bilder als Teil der Ausstellung „Fremde im Visier – Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg“ im Volkskundemuseum in Wien.
„Es geht mir gut“, lacht auch ein Soldat mit dampfender Suppenschüssel von einem Werbeplakat für Fotomaterial. Animiert von Anzeigen der Filmindustrie nahmen die Männer ihre Kameras mit in den Krieg. „Frau Knipser schenkt nach langem Tasten / zu Weihnacht’ einen Fotokasten / Dem geliebten Ehemann (…).“ Der geliebte Ehemann gehörte dann zu den zirka zehn Prozent aller Deutschen, die zu dieser Zeit eine Fotokamera besaßen. Und wurde ihm die erste „von der Brust weggeschossen, so kauft er sich eben die zweite. Hauptsache eine Voigtländer“, plaudert ein anderes Plakat.
Die Kriegsalben halten die Erinnerungen auch nach dem Tod der Zeitzeugen wach. Die Ausstellung im Volkskundemuseum, die schon in vielen Städten zu sehen war, erwuchs einem Forschungsprojekt, das diese Alben in einen historisch-politischen Kontext stellte. Die Forschungsarbeit zeigte auch: Die Alben sind ein schwer zu tragendes Erbe, das nicht zufällig auf Dachböden verbannt wurde. Das Volkskundemuseum lädt nun ein, die eigenen Erinnerungen heraus zuholen und mit Experten unter die Lupe nehmen, Informationen dazu gibt die Museumswebseite.
aus dem Zweiten Weltkrieg
bis 19.2., Volkskundemuseum
Dienstag bis Sonntag, 10-17 Uhr
www.volkskundemuseum.at