
Jahr für Jahr fliegt Parastou Forouhar rund um den 21. November nach Teheran. An diesem Tag, 1998, wurden ihre Eltern im Wohnzimmer ihres Hauses an Stühle gebunden und ermordet, mit 22 Messerstichen der Vater, mit 24 die Mutter. Politische Motive liegen nahe: die Eltern waren Regimegegner, Aktivisten. „Fantomas Monster. Teil 1/Iran: Fantomas gegen die Macht der Auslöschung“ im brut erzählt von der Suche nach Wahrheit, von Folter und Mord, Widerstand und Rebellion – und auch von der Liebe zu einem zerrissenen, gespaltenen Land.

Die Inszenierung von Gin Müller beruht auf den 2011 bei Herder erschienen Erinnerungen von Parastou Forouhar und verpackt sie in eine surreale Erzählung rund um den Comic-Helden – wie einst Julio Cortázars in „Fantomas gegen die multinationalen Vampire“. Der Comic ist formgebend: Eine Stimme aus dem Off erzählt. Die Bilder dazu entstehen im Spiel. Immer wieder halten die Schauspieler inne – Freeze! –, eine Kamera fängt den Moment ein – Klick! –, projiziert ihn in die Raster einer zweifrauhohen Holzkonstruktion. Kästchen um Kästchen, Seite um Seite. Und wenn Fantomas geht: Klirr! Das ausgeklügelte Spiel ist faszinierend, die Geschichte bedrückend. Fantomas aber gibt Hoffnung: „Man kann Regime stürzen. Es ist gefährlich, aber es geht.“ – Fantomas? „Fantomas war verschwunden. Schließlich war auf der Welt genug zu tun.“