Friedl Hofbauer – Die Gespensterquelle

friedl-hofbauer-gespensterFast ein bisschen kitschig zeichnet Friedl Hofbauer in “Die Gespensterquelle” das Bild von der funktionierenden Großfamilie auf dem Land, Florians Mutter kümmert sich um Hof und Vieh, der Vater ist Jäger, die Großmutter wohnt zwar in ihrem eigenen Häuschen, hilft aber fleißig in der Wirtschaft.

 

Florian selbst ist ein braver Bub, packt an wo es notwendig ist, genießt aber auf der anderen Seite volle Freiheit in seinem Handeln und das ganze Vertrauen der Familie. Gern streift er im Wald umher, immer wieder muss er Katja, die Hofkatze, einfangen, die sich nur zu gern bei der längst versiegten Gespensterquelle herumtreibt. Die Kapitelüberschriften teilen das Buch in Tage, insgesamt in fünf. In dieser knappen Woche geschieht dann auch eine ganze Menge: Florian lernt Lena kennen die im Wald campiert und auf ihre Freundinimage Elli wartet. Aber Elli kommt nicht wie verabredet, weder am ersten, noch am zweiten und auch nicht am dritten Tag. Florian trifft auf Herrn Laubner, einen seltsamen, aber sehr freundlichen alten Mann der sich als Feriengast im Fremdenzimmer auf dem Bauernhof von Florians Eltern einquartiert. Florian findet eine geheimnisvolle Halskette, die, wie sich herausstellen wird, der Großmutter gehört. Und der Fremde? Was hat er in dem kleinen Ort an der Gespensterquelle zu suchen? Warum hat er kein Gepäck? Warum nimmt er niemals einen Bissen zu sich?

Chillig ist es hier

Hofbauer sagt nicht viel, aber immer genug um den Fortgang der Geschichte zu verstehen. Ein sowohl spannend als auch heiter erzähltes Kinderbuch, leicht zu lesen, leicht zu verstehen, und trotz aller Heiler-Welt-Romantik gibt es viele winzig kleine Episoden, die Kinder zum Nachdenken anregen können: Der Wirt beauftragt einen Wünschelrutengänger bei der trockenen Quelle nach Wasser zu suchen. Plätschert erst die Quelle will er eine breite Straße durch den Wald bauen und so mehr Touristen in sein Wirtshaus locken. Florian findet das nicht gut. Oder die Geschichte von Elli, von der man nur erfährt, dass sie sich zu Hause nicht wohl fühlt, dass sie den Eltern einen Schrecken einjagen will und sich dann doch nicht abhauen traut. Und nicht zu letzt die Geschichte des geheimnisvollen Herrn Laubner selbst. Bei aller Integration von moderner Kinder- und Jugendkultur (ständige Präsenz von Handy und Internet) bzw. Jugendsprache (“Chillig ist es hier”, sagt Katja zu Florian als er ihr eine Höhle zeigt) wirkt die Erzählung jedoch nie aufgesetzt, das Österreichische ist immer unaufdringlich, aber durchgehend vorhanden. “Die Gespensterquelle” ist ein bisschen Geistergeschichte, ein bisschen Liebesgeschichte, ein bisschen Robinsonade. “Die Gespensterquelle” ist aber vor allem ein Kinderbuch, das ein bisschen Bullerbü in die Gegenwart zaubert. Denn am Ende gibt auch die Gespensterquelle wieder Wasser. (kulturwoche.at, Anne Aschenbrenner)

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