Die Performance mit der Maus

Kalauer-Kritik statt Klärungsversuch

Foto: Gerhard F. Ludwig
Foto: Gerhard F. Ludwig

Die Katze ist aus dem Sack: Tierpräparator ist ein langsames Gewerbe. Anderthalb Stunden dauert es eine Maus auszustopfen, dass Henrik Quast dabei als Katze verkleidet ist, macht die Sache nicht besser. Ein regelrechter Katzenjammer ist die Performance „Mohrle. Eine Fabel“ von Henrik Quast, die im Rahmen des Freischwimmer-Festivals im brut gezeigt wurde.
Was wie eine Kochshow beginnt, endet in einem Theater der Peinlichkeit, man wähnt sich im falschen Stück. Wer sich die Performance von Quast anschauen will, braucht ein dickes Fell. Dabei ist die Maus, die er coram publico ausstopft gar nicht das Schlimmste, es sind vielmehr die vielen ungenützten Chancen aus einem nicht alltäglichen Handwerk eine einmalige Lecture-Performance zu machen. So bleibt nur die Reduktion auf einen sehr banalen Inhalt: Katze stopft Maus aus, gibt währenddessen einem imaginären Gegenüber Tipps für eine mögliche Musicalkarriere mit – Überraschung! -Cats, und plaudert aus dem Nähkästchen.
Dramaturgisch durchaus überlegt, setzt Quast Textflächen in Korrelation mit den Bildflächen: während er vom Stimmtraining spricht, nimmt er die Maus auseinander, redet vom Spielen mit dem Kehlkopf im Gesangsunterricht und werkt am Mäusehals herum. Die Maus, der er buchstäblich das Fell über die Ohren gezogen hat liegt nackt auf einer Gut-Aiderbichl-Schlagzeile aus der Kronenzeitung, später dann auf einer Seite der GALA, Titel: Die Liebe und der Tod.
Der handwerkliche Vorgang des Präparierens wird auf eine großformatige Videowall hinter Quast übertragen, und es gelingt ein wirklich schön-schauriges Bild: aus der Vogelperspektive ist der Katzenkopf zu sehen und die schwarz behandschuhten Hände, die sorgfältig, fast liebevoll die Maus ausstopfen. Poetisch eigentlich. Für einen kurzen Augenblick gewinnt das Stück an Tiefe und bekommt den Hauch einer zweiten Ebene. Doch eine Katze macht noch keinen Sommer, durch die Präparation entstehen unglaubliche Längen, über die das Musical-Geplänkel nicht hinwegtäuschen kann. Einzig wirklich gut das Katzenklodings: ein Schelm wer da nicht an Helge Schneider denkt, der aber kommt gar nicht vor. Stattdessen: Musical. Oder vielmehr Grusical, wie böse Katzenzungen behaupten.
Man wünscht sich Quast würde endlich mal Krallen zeigen, mehr Katzenpower! – oder er würde doch wenigstens die Katzenklappe halten. Aber es passiert: nichts.
Möglichkeiten hätte es einige gegeben die Performance zu retten, sowohl zu kürzen als auch den Katzencontent griffiger zu machen: nicht nur einmal in der Literaturgeschichte wird über Erzählungen von Mäusen und Katzen Systemkritik ausgeübt, man denke nur an die Graphic Novel Spiegelmans „Maus. Die Geschichte eines Überlebenden“ , wo Faschismus auf eine metaphorischen Ebene transportiert und sichtbar gemacht wird. Warum vermausgabt sich der Quast da nicht mehr? Zu mehr als einer fabelhaften Anspielung im Untertitel reicht es nicht. Eine Fabel….richtig, kommt nicht vor.
Mit Föhn und Katzbürste errichtet Quast ein Mausoleoum bis das Publikum weiße Mäuse sieht.
Die Performance ist in Teilen amüsant, bis die Maus jedoch endlich ausgestopft ist, stirbt man tausend Tode.
Unter jeder Maus. Oder anders gesagt: Katzastrophal.

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