Am Donnerstag waren die Tiere traurig

Nach langer Krankheit ist der österreichische Kinderbuchautor und Illustrator Erwin Moser im Alter von 63 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

9783407822079Seine Figuren sind einfach, seine Zeichnungen sind es und seine Sprache ist es auch: Die Bücher des Illustrators und Kinderbuchautors Erwin Moser sind Klassiker, Kult die pastellfarbenen Zeichnungen. Seine Protagonisten: stets Tiere mit allzu menschlichen Zügen.

Eines seiner Kinderbücher, „Wie geht’s dem Schwein?“, geht so: Kapitelweise werden Stimmungen und Wochentage abgearbeitet, das Schweinchen ist faul (Montag), hungrig (Dienstag), ängstlich (Mittwoch) und so fort. Mitgeliefert wird eine Lösung, die jeweils ebenso simpel ist wie originell: So geht das Schweinchen Pilze suchen, erfolglos, aber: „Das Schweinchen musste trotzdem nicht hungern. Es wurde zu einer Mäusehochzeit eingeladen. So ein Glück“.
Dass er nicht nur das Bilderbuch, sondern auch die Langform beherrscht, neben dem Einfachen auch das Komplexe, zeigt der Krimi „Katzenkönig Mautzenberger“, die Geschichte eines Katers, der, träge und fett geworden, sich in seinem Luxusleben langweilt. Während alles auf seine Geburtstagsfeier hinarbeitet, planen Gangster einen gemeinen Überfall …

Ein langsames Decrescendo

Erwin Moser Foto: Erwin Moser Musem Gols
Erwin Moser Foto: Erwin Moser Musem Gols

Moser hat all seine Werke selbst illustriert. Über 100 Werke hat er geschaffen. Als er müde wurde, lag es nahe, an Burnout zu denken. Die Diagnose ALS, amyotrophe Lateralsklerose, kam erst spät, eine schwere Erkrankung des Nervensystems. Wenige Jahre wollten ihm die Ärzte damals geben, am Ende sind es 16 geworden. Moser konnte nicht mehr sprechen, nicht mehr alleine arbeiten – ein langsames Decrescendo.
Unermüdlich kämpfte seine Frau Ruth dafür, nicht nur den Mann, sondern auch sein Werk lebendig zu halten: Ein Moser-Museum im burgenländischen Gols wurde eröffnet, seine Werke sind – auch dank des Engagements Einzelner bei den Verlagen G&G und Beltz & Gelberg – immer noch lieferbar.
Seit 1999 bringt das Lilarum Figurentheater die Moser’schen Figuren auf die Bühne. Mehr als 80.000 Kinder haben die Abenteuer des mit zahlreichen Auszeichnungen bedachten Autors seither dort gesehen, noch viele mehr haben sie vorgelesen bekommen.

Am Donnerstag, 12. Oktober, war das Schweinchen traurig: Erwin Moser ist in der Nacht zuvor gestorben. Das Schweinchen muss trotzdem nicht weinen: Es hat mit seinen Figurengeschwistern in vielen Menschenköpfen ein Zuhause gefunden. Und im Lilarum: Bis 19. November ist „Koko mit dem Zauberschirm“ dort zu sehen.

Der Text erschien im Oktober 2017 in: Die FURCHE
Figurentheater Lilarum
28., 29. Oktober, 3., 5., 8., 11.,
12., 15., 18., 19. November
www.lilarum.at

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